Wie kam es zur Gründung des Förderkreises Qualitätssicherung Schleswig-Holstein e. V. – FKQS?
Das Gesundheitsstrukturgesetz (GSG), das zum 1.1.1993 in Kraft trat, bedeutete einen tiefen Einschnitt in das bis dahin geltende Kassenarztrecht und darüber hinaus für alle so genannten Leistungserbringer im Gesundheitswesen.
Für uns in Schleswig-Holstein waren die Auswirkungen besonders gravierend:
1992 hatten wir nach langen Verhandlungen mit den Krankenkassen durch nachgewiesene Einsparungen insbesondere im Krankenhausbereich einen deutlichen Honorarzuwachs erreicht. Dieser wurde uns durch das GSG rückwirkend genommen, übrigens im Gegensatz zu einem vergleichbaren Zuwachs im Heimatland des Ministers Seehofer!
Dazu kam die zukünftige Budgetierung und vor allem eine Kollektivhaftung bei den Verordnungen. Unmoralisch und für eine KV gar nicht handhabbar, da die Summe aller Verordnungen Ergebnis von Millionen von Einzelentscheidungen ist. Die Kollektivhaftung bei den Verordnungen führte natürlich zu einem Bremseffekt, der ja politisch gewollt war. Das hinderte einzelne Bundestagsabgeordnete in Schleswig-Holstein nicht, uns Vorwürfe zu machen, dass wir nicht mehr genug Massagen etc. verordneten. Solche Vorwürfe bekamen wir auch von einzelnen Apothekern und Krankenhausärzten zu hören. Leider kaum Vorschläge, wie wir mit den Budgets zurecht kommen sollten.
Dieses war die Ausgangslage der KVSH, als sich im Frühjahr des Jahres 1993 völlig ungewohnt immer mehr Vertreter der Pharmaindustrie bei mir als KV-Vorsitzendem um einen Gesprächstermin bemühten. Wie die Apotheker fürchtete auch die Pharmaindustrie gravierende Folgen der Budgetpolitik. Die großen Pharmafirmen bildeten gesundheitspolitische Abteilungen und schickten Emissäre zu den KVen, um ins Gespräch zu kommen.
Die Erfahrung von 1992, dass die Politik sich rigoros über legitime Interessen der so genannten Leistungserbringer hinweggesetzt und auch durchaus einzelne Gruppierungen gegeneinander ausgespielt hatte, führte schnell zu der Erkenntnis, dass mehr gemeinsames Handeln nötig war.
Mit Herrn Nicola von der Firma Glaxo war ich schnell einig, dass wir einen Gesprächskreis Ärzte/Pharmaindustrie bilden sollten, zumal mein Terminkalender nicht zahlreiche Einzelgespräche hergab.
So kam schon am 30. Juni 1993 das erste dreistündige Gespräch im Hause der KVSH zustande. (Teilnehmerliste des Protokolls von Dr. Kosanke )
Das Thema für die Runde lautete:
„Was ist gut und was ist schlecht im Verhältnis Ärzte/ Pharmaindustrie?“
In einem Brainstorming wurden folgende Bereiche herausgehoben:
- Kommunikation und Dialog
- Fortbildung und Information
- Pharmareferenten
- Werbung und Marketing
- „Bestechung“
- Politik
Nach ausgiebiger Diskussion wird verabredet, sich in dieser Gruppierung erneut zu treffen, um Strukturen für die weitere Zusammenarbeit zu entwickeln und sich dann später weiteren Interessenten zu öffnen.
Die weitere Entwicklung verdeutlichen anschaulich die Übersichten „Chronologie“ und „Beziehungen“. (ANLAGEN folgen) Wurde zunächst an einen neuen Codex zwischen den ärztlichen Körperschaften und der Pharmaindustrie gedacht, so kam man bald zu der Überzeugung, dass ein gemeinsames Engagement für die Qualitätssicherung die beste und unangreifbarste Form der Zusammenarbeit war.
Man einigte sich auf den Namen „Förderkreis Qualitätssicherung Schleswig-Holstein e. V.“ und Herr Nicola entwarf eine Satzung. So konnte im Juli 1994 die offizielle Gründung erfolgen. Es wurden zahlreiche neue Mitglieder gewonnen und die konkrete Arbeit in den folgenden Arbeitsgruppen aufgenommen:
- Arzneimittelpolitik
- Qualitätszirkel
- Integrierte Behandlungskonzepte
- Fortbildung
- Beziehung Arzt/Pharmareferent
- Prävention und Prophylaxe
- Anwendungsbeobachtungen
Es wurde gute Arbeit geleistet und insbesondere die Förderung der Ausbildung von Moderatoren für die Qualitätszirkel zeigte schnelle Ergebnisse.
Dr. Eckhard Weisner, ehemaliger Präsident der Ärztekammer, und Ehrenvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung